Wie bereits kurz von Eva berichtet, sind wir wohlbehalten in unserem Hotel angekommen. Es ging eigentlich fast alles sehr glatt. Außer der Sache mit dem Gepäck, die uns gewisse Probleme hätte bereiten können…
Das Reisebüro, über das wir die ganze Reise gebucht hatten (Flug und Hotel) hat es irgendwie geschafft, uns mit „Nur Handgepäck“ bei Germanwings anzumelden. Keine Ahnung, ob sie noch Buchungsformulare aus glücklicheren Zeiten verwenden, als es bei dieser famosen Airline noch normal (und vor allem kostenfrei) war, ein Gepäckstück aufzugeben, oder ob wir beim Buchen irgendwo ein entsprechendes Eingabefeld übersehen hatten; jedenfalls kamen wir im Zuge der Reisevorbereitungen irgendwann auf das Thema „hatten wir einen oder zwei Koffer angemeldet“ und konnten sie nicht beantworten. Der Anruf bei der 99-Cent-pro-Minute-Hotline (hat da jemand Billig-Fluglinie gesagt?) am Freitagmorgen brachte dann die Gewißheit: Man rechnete mit keinem Koffer unsererseits. Ist ja kein Problem zum Glück, man kann einfach ein Gepäckstück nachbuchen, kostet ja auch bloß 20 Euronen…
Aber dann konnte es wirklich losgehen. Der Schreiber dieser Zeilen, der den Tag bereits freigenommen hatte, machte sich nachmittags mit dem Gepäck auf den Weg, um am Stuttgarter Hauptbahnhof auf seine Herzallerliebste zu treffen, die noch der Berufstätigkeit gefrönt hatte. Die S-Bahn-Fahrt stand unter einem geringfügig ungünstigen Stern, weil es mir nicht gelungen war, eine Anschlußfahrkarte für das letzte Stück der Fahrt jenseits der Universität bis zum Flughafen zu lösen (von 2 Automaten auf dem Oberesslinger Bahnsteig war einer kaputt, um den anderen standen ca. 15 Leute herum und versuchten, ihm Fahrkarten zu entlocken, womit sie bei Ankunft der Bahn noch lange nicht fertig waren – keine Chance für mich; auf dem Hauptbahnhof gibt es keine Automaten auf dem Bahnsteig, sondern nur oben in der Passage, und als ich mich und das Gepäck mühsam da raufgeschleppt hatte, gelang es mir nicht, diesem Apparat einfach ohne Angabe eines präzisen Ziels eine Karte für eine Zone zu entlocken, im folgenden scheiterte auch die Angabe eines präzisen Ziels, und dann wars mir zu blöd und ich beschloß, guten Gewissens schwarz zu fahren).
Angenehm ereignisarm ging es weiter: Wir wurden nicht kontrolliert, am Flughafen war noch viel Zeit, mein Handgepäck mußte nur dreimal durch die Durchleuchtung fahren… Und dann saßen wir am Gate. Um uns herum eine recht fidele spanische Schulklasse und eine ebenfalls recht fidele (aber irgendwie weniger angenehme) oberschwäbische Handball-Altherrenmannschaft, die sich wohl schon ein bißchen Stimmung angetrunken hatten und gelegentlich lautstark auffielen.
Ach ja, eine Begebenheit gab es am Checkin-Schalter. Die Dame fragte uns, ob wir wohl bereit wären, erst morgen zu fliegen – man sei auf der Suche nach zwei Freiwilligen. Wir bekämen eine Hotelübernachtung in Stuttgart und eine Entschädigung von 270 Euro. Tsss – hatte die tolle Germanwings sich wohl mit Überbuchung in die Ecke manövriert… (Wär interessant gewesen, ob man auch eine Übernachtung in Esslingen hätte rausschlagen können. Z.B. im Hotel Rosenau… 😉 ) Aber wir wollten nicht.
Der Flug verlief nach leichtem Geschüttel beim Start unspektakulär; es ging über Zürich, Genf und Marseille nach Barcelona. Einem Tip eines Reiseführers folgend hatten wir uns Plätze auf der rechten Flugzeugseite gesucht – dort sei beim Anflug auf den im Süden der Stadt gelegenen Flughafen der Blick auf Barcelona besonders schön. Was aber tat der Pilot? Er kam über Land, passierte Barcelona westlich und flog von Süden her an. Die Leute auf der rechten Seite sahen bis zuletzt nix von Barcelona. Na gut, die Sicht war auch nicht so berauschend, sehr diesig.
Schnell war nach der Landung der Koffer geholt, los ging es durch den recht weitläufigen Flughafen zur Bahnstation, dem Fahrkartenautomaten waren auch alsbald Fahrkarten entlockt, und los ging’s mit einer schicken modernen S-Bahn. Uns gegenüber saß John Cleeses Zwillingsbruder mit einer knallroten Brille auf der Nase, löste Sudokus auf seinem IPad und schaute gelegentlich streng zur Seite – warum, weiß er allein.
Unsere S-Bahn-Fahrt endete am Passeig de Gracia, wo wir einfach nur in die U-Bahn umsteigen wollten. Leider ist diese Station extrem wenig kofferträgergerecht (und meilenweit davon entfernt, auch nur im allerweitesten Sinne behindertengerecht zu sein) – über schmale Treppen geht’s munter hinauf und hinunter, plötzlich steht man an einem Ende eines Bahnsteigs, den man aber am anderen Ende wieder verlassen muß, um weitere Treppen zu steigen und dann noch einen hunderte Meter langen Gang zu passieren, ehe man dann endlich das Ziel des langen Marsches erreicht hat.
Dann noch 2 Stationen mit der U-Bahn zur Placa San Jaume, und endlich sahen wir Barcelona! Großartig! Verrückt! Atemberaubend! Schöne Gebäude, buntes Treiben.
Nach wenigen Minuten bogen wir auf die Zielgerade ein, Carrer Ample, eine schmale, belebte Gasse, mit einer Wirtschaft neben der anderen, überwiegend italienisch, Bars, Restaurants, für jeden was.
Und dann betraten wir das Hotel. Bemerkenswert, drinnen war alles größer und breiter als draußen auf der Straße – ein seltsamer Kontrast.
Das Englisch der Portierin war etwas mühsam zu verstehen. (Wir waren uns beide sicher, sie habe „third floor“ gesagt, aber es erwies sich, daß sie „first floor“ gemeint haben mußte, denn dort fanden wir dann unser Zimmer.) Etwas befremdet hat uns ihre etwas erstaunte Frage beim Blick auf unsere Reservierung: „7 days? Really?“
Das Zimmer ist nicht groß. Etwas größer hätte nicht geschadet. Das Bett dominiert die Szene derartig, daß man kaum dran vorbeikommt und der Kleiderschrank nicht richtig aufgeht. Man fühlt sich ein wenig ans Easy-Hotel in Zürich erinnert, wo wir vor 2 Jahren logiert haben. Lärm bekommen wir von außen nicht (das Fenster geht auf einen Innenhof hinaus), auch von Sonnenlicht werden wir nicht belästigt. Allerdings ist das Haus recht hellhörig; man kriegt schon ein bißchen was von den anderen Gästen mit, insbesondere da diese sich auf den Gängen keiner übertriebenen Rücksichtnahme befleißigen. Eine weitere Quelle störender Geräusche ist die Nutzung der sanitären Anlagen in den Stockwerken über uns. Ich habe keine Ahnung, ob es üblich ist, die Fallrohre gegen Schallabstrahlung zu isolieren, aber hier ist es auf jeden Fall unterblieben, und wenn irgendwer in den Zimmern über uns (2. bis 5. oder 6. Stock) duscht oder so, plätschert es bei uns munter.
Naja, aber insgesamt hätte man es schlechter treffen können.
Mit einem kleinen Spaziergang zum Yachthafen und dem Besuch einer Kneipe zwecks Konsumption von Live-Jazz (sehr schön) und Tapas (sehr lecker) fand dieser Tag ein angenehmes Ende.
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