Für Montag hatte die gewöhnlich halbwegs gut informierte (allerdings öfters leicht zum Pessimismus neigende) Prophetenseite http://www.wetter.com Regen vorausgesagt, zum Glück sollte es mit diesem einen Regentag aber sein Bewenden haben. Der erste morgendliche Blick aus dem Fenster gen Himmel ergab, daß tatsächlich ein paar kleine Wölkchen sich vor blauem Hintergrund herumtrieben. Es sei vorab verraten, daß wir zwar an diesem Tag einen heftigen Regenschauer gesehen haben, aber wir befanden uns währenddessen auf einer Anhöhe am anderen Ende von Barcelona. So läßt sich das Regenwetter aushalten…
Nach den meteorologischen Sondierungen bestellten wir die „Web-Tickets“ für die Sagrada Família. Man muß angeben, in welcher Stunde man die Besichtigung zu beginnen gedenkt – wär interessant, ob man möglicherweise in einer überlasteten Stunde abgewiesen wird. Und dann machten uns auf den Weg, zunächst zu unserem Stamm-Frühstücks-Café „Nemrut“ und dann zu einem Freudenspender, um dort die bestellten Karten abzuholen. Dies gelang auch beim 2. Versuch (es gibt, wie’s aussieht, bei der Bank „La Caixa“ verschiedene Arten von Geldautomaten, normale, bei denen man außer Geld auch irgendwelche Tickets bekommt, und spezielle, bei denen man außer Geld noch ein paar mehr Arten von Tickets bekommt).
Diesmal fuhren wir mit der U-Bahn zur Sagrada Família. Am Ausgang der Station, direkt vor der Kirche, stand bereits wieder eine lange Schlange von Wartenden. Mit einem fast brummenden Gefühl der Befriedigung im Bauch marschierten wir dran vorbei, hin zum wieder menschenleeren Web-Ticket-Schalter, wo man uns auch ohne Aufhebens einließ, obwohl wir ein Viertelstündchen vor der gebuchten Zeit dort waren. So muß das gehen!
Tja, und dann hinein in die Kirche…
Es ist nicht zu beschreiben! Photos können es andeuten, Worte kaum. Ein überwältigender, riesiger Raum, gotisch und doch modern, hell, durchaus freundlich, höher, als irgendein Kirchen-Innenraum, den der Schreiber dieser Zeilen je gesehen hat. Monströs!
Außer Kameras in allen Größen wurden auch tausenfach Telephone in die Höhe gereckt – feine Bilder müssen das geworden sein. Meine absoluten Lieblinge unter den Bildermachern waren zwar noch in der Minderzahl, aber man bemerkt schon, daß ihr Anteil steigt – die Tablet-Computer. Es gibt nichts Eleganteres, als jemanden so ein Brett der Sehenswürdigkeit entgegenhalten zu sehen 😉 Naja, immerhin bietet das Ding ein schön großes Sucherbild…
Ganz vorn neben dem Chorraum war eine Zone der Andacht, wo man nicht photographieren durfte. Kathedralenbedienstete gingen da herum und ermahnten jeden, der es doch tat. Ob die auf zwei Großbildschirmen permanent laufenden Filme vom XVI. der Andacht förderlicher waren, lasse ich mal dahingestellt.
Auf die Türme durfte man wegen des Wetters leider nicht; gut, es war ziemlich windig, aber so schlimm eigentlich auch wieder nicht… Pech.
Sehr eindrucksvoll ist außen das „Geburtsportal“ auf der Ostseite. Musizierende und lachende Engel, die Geburt und Kindheit (einschließlich Zimmermannslehre) Jesu, Kindermord und Flucht nach Ägypten… alles sehr schön.
Irgendwann war dann die Kathedrale hinreichend besichtigt, und wir schauten uns draußen noch etwas um (auf einem Teich neben der Kathedrale schwamm eine Möwe, die eine Taube fraß – etwas gruselig). Nach dem Besuch eines Restaurants machten wir uns auf zum Parc de Montjuic (wen’s interessiert – Wikipedia weiß was), südlich der Innenstadt auf einem Hügel gelegen. Die erste Etappe dort hinauf legten wir mit einer Standseilbahn (d.h. einer auf Schienen fahrenden, von einem Seil gezogenen Bahn) zurück, sahen den schon erwähnten Regenschauer unweit der Gegend, wo wir vor kurzem noch gewesen waren; weiter ging es mit einer Luftseilbahn (was man so gemeinhin als Seilbahn bezeichnet) – und zwar mit einer interessanten, die 90° um die Ecke fährt.
Oben steht (u.a.) das Castell de Montjuic mit einem Haufen Kanonen aus verschiedenen Zeiten drumherum, mit dem wir aber weiter nichts angefangen haben (außer sie als Staffage für ein paar Photos zu verwenden), von dem aus man aber einen wunderbaren Blick über die Stadt und den Hafen hat. Ein „alter Bekannter“ von der Venedig-Reise letztes Jahr, das Kreuzfahrtschiff „Queen Victoria“, lief gerade behäbig tutend aus – der Durchschnitt der Schönheit der im Hafen versammelten Kreuzfahrtschiffe sank dadurch merklich.
Die Zeit dort oben verging wie im Fluge, und es wurde Zeit, den Heimweg anzutreten, denn am Abend hatten wir noch was vor… Also ging es mit den verschiedenen Seilbahnsystemen wieder auf Meereshöhe hinunter, und bald waren wir wieder im Hotel.
Aber nur kurz, denn wir wollten noch ins Konzert. Im Palau de la Música Catalana (wen’s interessiert: Wikipedia weiß was drüber), diesem schönen, unphotographierbaren Gebäude von neulich, fand sie statt, die „Große Nacht der spanischen Musik“ (auf spanisch/katalanisch krieg ich es gerade nicht zusammen). Mit einem ukrainischen Symphonieorchester und (immerhin!) einem spanischen Sologitarristen namens Rolando Saad (wen’s interessiert: Wikipedia weiß leider nur etwas Spanisches über ihn, aber lassen wir ihn doch für sich selbst Reklame machen sprechen), der wohl zumindest unter Fachleuten kein Unbekannter ist – wir kannten ihn nicht. Diverses aus „Carmen“, Sachen von Rodrigo, Albeniz und de Falla. Hörte sich vom Programm her ganz brauchbar an, und man kam mal in den Saal rein, was sonst nur mit Führung geht.
Der Saal ist schön. Schön kitschig, und akustisch gut. Naja, fast gut – der erste Trompeter des Orchesters klang durchweg unsauber und rhythmisch nicht sicher, was gaaanz bestimmt nur an der Akustik lag…
Rolando Saad, der Guitarrero, wußte nicht so recht zu überzeugen, jedenfalls nicht uns. Ein freies Tempo mag in den Soli ganz gut und schön sein, aber wenn man mit dem Orchester zusammenspielt oder – zweifellos eine besondere Herausforderung – mit den Blechbläsern in der hintersten Reihe (die aus vermutlich akustischen Gründen noch ein paar Meter vom restlichen Orchester abgesetzt war) konzertiert, hat man zu tun, was die Dirigentin will, auch wenn sie 1. eine Frau ist, 2. jünger und 3. aus dem Osten. Er hat sie jedenfalls ganz schön in die Bredouille gebracht mit seinen freien Tempi. Und davon abgesehen ganz schön vor sich hingehudelt und -schludert.
Aber das Orchester (abgesehen vom 1. Trompeter) hat seine Sache ordentlich gemacht, und letztlich war es ein schönes Konzert in einem sehr schönen Saal.
Da das Konzert erst um 21 Uhr begonnen hatte, war bei seinem Ende Mitternacht nicht mehr fern. Auf unserem Weg ins Hotel schauten wir noch einmal im „Nemrut“ vorbei, um festzustellen, ob sie sich dort auch auf die Erzeugung von Mojitos verstehen…
Nicht schlecht, etwas sauer.
- Hurra, wir sind an der langen Schlange vorbei in die Sagrada Familia gekommen!
- Details von der West- oder Passionsfassade
- Zahlenquadrat mit der Summe 33, was das im Zusammenhang mit Ostern bedeuten soll, ist mir allerdings schleierhaft.
- Blick durch das Mittelschiff zum Altar
- Querschiff
- Blick nach hinten, zum späteren Hauptportal – ich nehme an, da kommen auch noch bunte Fenster hin
- Die Stiegen, die in den berühmten Türmen nach oben führen (leider darf man da nicht rauf) – es gibt 2 Aufzüge in den Türmen, die eigentlich öffentich zugänglich sind, an unserem Besichtigungstag wars allerdings zu windig, da durfte man nicht rauf
- Die Decke
- Kuppel über dem Altar
- Details von der Ost- bzw. Weihnachtsfassade
- Bei der Geburt Christi…
- gab es brave Hirten…
- freche Engel…
- und jede Menge Musik!
- In welche Richtung getrötet werden sollte, blieb allerdings unklar!
- Truthahn?
- Ein Obstkorb auf dem Kirchendach
- Die Südfassade (Fassade der Herlichkeit) steht zwar schon, ist aber noch ungeschmückt
- Tor der Südfassade
- Von einem kleinen Park aus kann man wunderbar kitschige Fotos machen – leider wohl besser in der Früh – naja, mal schauen, ob wir dafür amal früher aufstehen!
- Noch ein Obstkorb!
- Diese Möwe hatte sich eine tote Taube ergattert und wollte sie unbedingt mitten im Teich verspeisen – leckerleckerlecker…
- Mit der Standseilbahn auf den Montjuic
- Der wunderschöne Blick auf die Stadt!
- Der Regenschauer, der uns zum Glück erspart blieb!
- Die Seilbahn
- Auf dem Castello
- Die „Queen Victoria“
- Der Hafen von Barcelona
- Feuergefecht mit langen Rohren
- Noch mehr lange Rohre
- Die Queen Victoria sticht in See
- Am Meerende der Ramblas steht eine Säule mit Christoph Kolumbus oben drauf und zeigt aufs Meer (was hier ja witzigerweise im Osten liegt – aber sie konnten ihn ja schlecht nach Westen und damit auf die Berge zeigen lassen…)
- Königin Isabella, die Kolumbus losschickte
- und da ist er selber
- Das kitschige Hafenamt
- Luxusjacht
- Nachbau eines Schiffes, mit dem Magellan bzw. – nachdem er selbst irgendwo ums Leben gekommen war – sein erster Offizier Juan Sebastian El Cano die Welt umsegelten
- Der Palau de la Música Catalana im Abendlicht (auch nicht besser zu photographieren)
- Der Palau von innnen
- Im richtigen Licht werfen auch kleine Könige große Schatten!
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