Tja, viel zu schnell war er gekommen, der Tag der Abreise 😦 Dabei waren wir doch eben erst angekommen…
Das Hotel läßt seinen Gästen großzügigerweise bis 12 Uhr Zeit, die Zimmer zu räumen, so konnten wir es uns leisten, beim Aufwachen und Aufstehen nichts zu überstürzen. Wir haben es auch sauber hingekriegt, kurz vor 12 war alles – oder doch das Allermeiste – im Koffer, und unsere kleine Gepäckwaage zeigte, daß an den fluggesellschaftsseitig erlaubten 20 Kilogramm nur noch wenige Gramm fehlten (es sollte sich später erweisen, daß dieser Differenzbetrag genau dem Eigengewicht der Waage entsprach, die während des Wiegens notwendigerweise noch nicht im Koffer war; am Flughafenschalter zeigte die dortige Waage beim Einchecken genau 20,00 kg an).
Das Wetter war ungefähr so wie an unserem ersten Tag hier, stark bewölkt und diesig, ab und zu schaute die Sonne kurz hervor; nicht so schön wie in den letzten Tagen. Wir deponierten den Koffer im Hotel, denn wenn auch Abreisetag war, so hatten wir doch noch fast den ganzen Tag Zeit, bis wir uns am Flughafen einfinden mußten. Dann statteten wir zunächst „Nemrut“ unsere Abschiedsvisite ab. Einigermaßen gestärkt ging es weiter über die Ramblas zum Markt, wo wir prüfen wollten, ob die gestern angetroffene Qualität der Ware nicht nur ein zufälliger Glücksgriff war. Zu unserer Beruhigung erwies sie sich aber als konstant.
Gestern am späten Nachmittag hatten wir aus Erschöpfung die Fahrt mit der Hafenseilbahn ausfallen lassen (übrigens wären wir auch zu spät gekommen – der Betrieb endet um 19 Uhr, wir waren aber erst nach 18 Uhr von der Hafenrundfahrt zurück), jetzt wollten wir sie nachholen. Zu Fuß machten wir uns auf den nur einmal zwecks Garderobenanreicherung unterbrochenen Weg zur Station Paral·lel, der Talstation der Funicular de Montjuic (eine für den nicht-Katalanischkundigen seltsam aussehende Eigenschaft dieser Sprache ist, daß Doppel-l, wenn es nicht wie „j“ gesprochen werden soll, durch einen Hochpunkt, „punt volat“ genannt, getrennt wird). Wie schon am Montag fuhren wir mit dieser Standseilbahn (wie sicherlich schon allen klar war, gibt es in der Wikipedia auch über diese Bahn einen Artikel) ein Stück den Montjuic hinauf, gingen an ehemaligen olympischen Sportstätten vorbei, in denen, wie es aussah, gerade die internationale Möwen-Elite ihre Schwimm- und Kreischwettbewerbe abhielt, genossen einen durch besagte Sportstätten nur unwesentlich beeinträchtigten Blick über die Stadt und erreichten endlich Miramar, die Endstation der Hafenseilbahn (Wikipedia-Artikel? Aber sicher!). Erwartungsgemäß waren wir nicht die Einzigen, die fahren wollten, also hieß es mal wieder anstellen. Alle paar Minuten, wenn wieder eine Gondel angelegt hatte, rückten wir ein Stück vor.
Endlich waren wir dran! Und glücklicherweise standen wir bei Ankunft der Gondel ganz vorn in der Schlange, so daß wir freie Platzwahl hatten. Und los ging’s. Das Seil hängt durch, d.h. nach den ersten horizontalen Metern geht es erst einmal abwärts, wobei der Magen mit geringfügiger Verzögerung folgt. Die Aussicht ist wunderbar – wie wunderbar wäre sie wohl erst gewesen, wenn wir das schöne Sonnenwetter der letzten Tage gehabt hätten anstatt eines diesigen weißen Himmels. (Tja, so muß man leiderleider irgendwann nochmal hinfahren und die Tour bei Sonnenschein wiederholen…) Am mittleren Turm, Torre Jaume I, wurde langsam gefahren, der Schreiber dieser Zeilen kann sich aber nicht erinnern, daß dort gehalten wurde, wie es im Wikipedia-Artikel steht, schon gar nicht mehrere Minuten. Dann stürzten wir uns auch an diesem Turm, dem durchhängenden Tragseil folgend, wieder in die Tiefe und genossen die zweite Hälfte der Aussicht über Stadt und Hafen. Und viel zu schnell kamen wir am Ziel, Torre Sant Sebastià, an; wenn man bedenkt, wie lange es in der Schlange an der Stadtion Miramar gedauert hatte, bis endlich wieder eine Gondel eintraf, ist das unfair. Vermutlich ist in den altmodischen Gondelgehäusen heimlich ein kleines Zeitmaschinchen eingebaut. Warum tun die sowas?
Was uns in den ganzen Tagen in Barcelona komplett entgangen war (okay, es war auch so genug zu tun), ist der ziemlich schöne Sandstrand, der sich direkt hinter dem Yachthafen und in unmittelbarer Nähe des Turms erstreckt, und dann auch noch direkt am Meer! Da mußten wir jetzt natürlich gleich mal hin. Nicht zum Baden – es war sagenwirmal recht „luftig“ -, aber zum Schauen und Schönfinden. Es waren, kein Wunder bei dem Wind und der frischen Temperatur, nicht viele Leute da, auch wenn einige ganz Harte im Wasser herumtobten. Wer aber anscheinend vollzählig zum Dienst erschienen war, waren die unzähligen Händler und chinesischen Masseurinnen. Das Zahlenverhältnis von Händlern und Nichthändlern am Strand dürfte ungefähr bei 1:1 gelegen haben. Und die Damen und Herren Verkäufer und Dienstleister waren von einer unglaublichen Anhänglichkeit, Hartnäckigkeit und Lernresistenz.Während man bei den Indern, die Tücher verkauften und je nur eines bei sich hatten, vielleicht noch den Gedanken unterstellen konnte, ihre gerade abgeblitzten Kollegen hätten vielleicht einfach nicht die richtige Farbe dabeigehabt, fragt man sich, welche Hoffnung sich die massagekundige Chinesin Nr. 4 machte, der angesichts der wenigen Leute am Strand unmöglich entgangen sein konnte, daß wir in den vergangenen zwei Minuten ihre Kolleginnen 1 bis 3 ohne Massageauftrag von dannen geschickt hatten. Immerhin ein Pärchen, das Armreifen verkaufte und einen niedlichen kleinen Hund dabeihatte (ein wirklich cleverer Marketingtrick!), lachte und winkte nur freundlich zurück, als wir lachend und freundlich winkend unser Desinteresse bekundeten. Von denen abgesehen war es etwas lästig. Ein junger Mann bekam unsere Gereiztheit ab; wir hatten uns kurz auf dort herumstehenden Strandliegen, deren Benutzung was kostet, niedergelassen, und er tauchte auf, um seines Amtes zu walten und die Miete einzutreiben, als wir gerade Masseuse Nr. 3 und 4 etwas mühsam verscheucht hatten und jetzt so richtig in Fahrt waren mit dem Verscheuchen. Es dauerte einen Moment, bis wir verstanden, daß die Grundlage seines Besuches eine andere war. Aber wir wollten sowieso nicht bleiben und gingen unserer Wege.
Allmählich wurde es Zeit, das touristische Programm zu beenden. Aber ehe wir mit unserer Rückkehr ins Hotel die Abreise einleiteten, kehrten wir noch bei einem etwas vornehmeren Imbiß am Strand ein und aßen irgendwas Baguetteartiges. Später, schon wieder direkt beim Hotel, wurde noch ein Espresso nachgeschoben; und dann ging es zum Hotel, wo noch ein letzter administrativer Akt bevorstand: Unsere Bordkarten mußten gedruckt werden (wir hatten per Internet eingecheckt, aber mangels mitgebrachten Druckers nicht sofort die Papiere erzeugen können). An der Rezeption waren sie gern bereit zu drucken, man mußte die PDF-Datei nur irgendwie bei denen in den Rechner kriegen. Nach viel Hin und Her (u.a. temporäre Freischaltung eines Lobby-PCs, was ungefähr 4 Minuten lang funktionierte, dann war er wieder offline) gelang es, mit unserem glücklicherweise noch aktiven WLAN-Zugang der Rezeption die Datei per Mail zu schicken, und endlich hatten wir die Bordkarten.
Jetzt noch das Gepäck aus dem Lager geholt, und dann marschierten wir schweren Herzens ein letztes Mal zur Metrostation Jaume I (übrigens klarte das Wetter jetzt merklich auf – irgendwer wollte uns ärgern).
Schnell erreichten wir den Bahnhof Passeig de Gràcia (ihr habt doch nicht wirklich gedacht, daß Wikipedia keinen Artikel dazu hat, oder?), auf den wir uns nach den Erfahrungen auf der Anreise besonders gefreut hatten. Und wieder ging es treppab, treppauf, über Bahnsteige, durch lange Gänge, wieder treppauf und treppab, bis wir endlich auf dem richtigen Bahnsteig standen. Diesen teilten wir uns mit Hunderten und Aberhunderten anderer Reisender. Leider war die Zuganzeige am Bahnsteig kaputt, deshalb war nicht zu erkennen, ob hier noch ein früherer Zug abfahren sollte; und als die Abfahrtszeit unseres Zuges näherrückte, ohne daß sich ein anderer Zug blicken ließ, bekamen wir es allmählich mit der Sorge, am Ende könnten all diese Leute uns auf dem Weg zum Flughafen begleiten wollen. Aber 2 Minuten vor unserem kam dann doch noch ein recht schmuddeliges Fahrzeug, und nach dessen Abfahrt hatte sich der Bahnsteig spürbar geleert.
Wir waren sehr zeitig am Flughafen, gaben etwas nervös den Koffer auf – wie schon erwähnt, wog er genau 20,0 Kilo. Zur Sicherheitskontrolle war es ein ganz schöner Marsch durch die teils recht imposanten Hallen des Flughafens. Mein Rucksack durfte wieder mal mehrmals durch die Durchleuchtung fahren, aber ansonsten gab es keine Probleme. Mit dem guten Gefühl, kein Sicherheitsrisiko für die Luftfahrt darzustellen, strebten wir umgehend dem nächsten „Duty Free“ (schön wär’s)-Laden zu, um uns noch ein bißchen mit Lebensnotwendigem – Whiskey, Schokolade usw. – einzudecken. Interessanterweise bekommt man in Barcelona beim Kauf von Glasflaschen diese nicht wie z.B. in Wien zwangsläufig in solchen versiegelten Plastikbeuteln ausgehändigt, die auf irgendwelche wundersame Weise verhindern sollen, daß man die Flasche zerschlägt und mit den Scherben das Flugzeug entführt.
Nach einer Weile des Herumsitzens und -schauens am Gate, von wo aus man einen ganz netten Blick auf die Startbahnen hatte, wurde endlich unser Flug aufgerufen. Und wir lernten einige unserer Mitreisenden kennen – eine Schulklasse (vermutlich) von aufgeregten ca. 16-Jährigen. Irgendwann meinte man auch (vermutlich) zwei etwas Ältere in dieser Gruppe auszumachen, die dann wohl die Lehrer oder sowas waren, die aber eigentlich nicht weiter in Erscheinung traten.
Man betrat das Flugzeug über eine Passagierbrücke. Damit das einigermaßen flott ging, wurden zuerst nur die Inhaber der hinteren Sitze aufgerufen, darunter auch erstens wir und zweitens die Schulklasse. Kaum waren wir allesamt im Flugzeug angekommen, spielten sich dramatische Szenen ab. Die per Bordkarte zugeteilten Platznummern spielten keine Rolle mehr, Schülerin A wollte unbedingt neben Schülerin B sitzen, um mit ihr gemeinsam an einem MP3-Spieler zu lauschen. Schülerin C hatte ihren Fensterplatz an Schüler D abgegeben, weil dem sonst schlecht werde. Neben diesem hatte sich aber alsbald Schüler E niedergelassen, Schülerin C hatte also einen Gangplatz, was sie aber partout nicht wollte. Und so weiter. Und wir mittendrin.
Tatsächlich kam es dann aber irgendwann zu einer Sitzverteilung, mit der alle für anderthalb Stunden leben konnten, und bald danach wurde gestartet.
Der Flug war wunderbar ereignislos, er führte über Marseille, Nizza, Genua und Zürich nach Stuttgart. Ebenso ereignislos ging es weiter, der Koffer war nicht wesentlich kaputter als bei der Aufgabe in Barcelona, den Bus erreichten wir mühelos, und für das letzte Stück nach Oberesslingen durfte es ein Taxi sein.
Von Anfang bis Ende ein richtig schöner Urlaub!
- „Was soll ich bloß nehmen?!“
- Vitamin-Ansammlung auf dem Markt
- Vor 20 Jahren fanden hier die olympischen Wettkämpfe im Turmspringen statt; jetzt treffen sich die Möwen zu edlem Kreisch-Wettstreite
- Kreuzfahrtschiff – plötzlich ist alles in der Nähe ziemlich klein…
- Blick von Miramar
- Verliebtes Paar auf Miramar
- Abfahrt der Hafenseilbahn
- Grauenhaftes Licht zum Photographieren 😦
- Columbus vor dem Torre Agbar
- Kunst, Columbus, Hafenamt, im Hintergrund der Passeig de Colom
- Columbus, die Kathedrale und die Sagrada Família
- Hafenamtsgebäude, Rambla del Mar, Teil des Yachthafens
- Torre Jaume I, der Turm in der Mitte der Seilbahn
- Wie ein grüner Wurm ziehen sich die Ramblas durch die Stadt
- Rambla del Mar
- Blick auf das Hotel W (auf so einen Namen muß man erstmal kommen – der Erfinder muß ein Vermögen dran verdient haben)
- Fischer-„Idyll“ mitten in der Großstadt
- Was sehen unsere ob des nahenden Abschieds rotgeweinten Augen? Strand!
- Kunscht
- Noch ein bißchen Strandurlaub…
- Hauswand mit allerlei Strandgut
- Keine Ferienhäuser, sondern die Skulptur „L’estel ferit“
- Blick über den Yachthafen
- Bunte Skulptur am Yachthafen
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